Fallende Indizes und sich im Abschwung befindende Aktienkurse sind für Trader keine gute Nachricht – eigentlich. Doch erfahrene Investoren, die ein gewisses Mass an Risikofreudigkeit mitbringen, können auch von fallenden Kursen profitieren und haben so mehr Möglichkeiten, an der Börse Geld zu verdienen (und zu verlieren) – ganz gleich, ob sich die Märkte gerade im Auf- oder im Abschwung befinden. Wir verraten Ihnen, wie das mithilfe von Leerverkäufen, auch Short-Trading genannt, funktionieren kann.

Worum handelt es sich beim Short-Trading?

Bei dem Verkauf von Basiswerten, die sich der Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt selbst nur geborgt hat, spricht man von einem Leerverkauf. Synonym werden die Begriffe Blankoverkauf, Short-Trading, Short-Selling, Shorting oder umgangssprachlich auch short gehen verwendet. Der Verkäufer leiht sich dabei Basiswerte, bei denen es sich beispielsweise um Devisen oder Wertpapiere handeln kann, und verkauft sie. Die Lieferfrist liegt dabei in der Zukunft, bis zu dieser muss sich der Leerverkäufer die verkauften Werte beschaffen. Dabei spekuliert er auf einen günstigeren Preis, als zum Zeitpunkt seines Leerverkaufs.

Man unterscheidet beim Short-Trading zwischen dem Kassageschäft, bei dem der Lieferzeitpunkt üblicherweise bis zu zwei Handelstage in der Zukunft liegt, und dem Termingeschäft, bei dem ein beliebiger Liefer- und manchmal auch Zahlungszeitpunkt definiert wird.

Wie läuft das Short-Trading ab?

Bei den Leerverkäufen gibt es grundsätzlich drei verschiedene Einsatzmöglichkeiten:

  • Spekulationsgeschäft, bei dem mit einem Preisrückgang zwischen dem Verkaufs- und Rückkaufszeitpunkt des Wertes gerechnet wird,
  • Hedgegeschäft, beispielsweise um über den Leerverkauf eines Gutes einen Terminkauf desselben Gutes abzusichern,
  • Arbitragegeschäft, um Preisschwankungen zwischen dem Kassa- und dem Terminmarkt zu nutzen

Ein Spekulationsgeschäft anhand des Beispiels Wertpapiere würde in etwa so ablaufen:

Durch eine Wertpapierleihe wird der Leerverkäufer juristischer Eigentümer eines Wertpapieres, das er zum aktuellen Marktpreis verkaufen kann. Um es liefern zu können, muss der Verkäufer die Leihe rechtzeitig zurückkaufen. Ist der Preis zu diesem Zeitpunkt niedriger, als die Summe, die er zum Verkaufszeitpunkt für das Wertpapier erhalten hat, macht er einen Gewinn in der Höhe der Differenz. Ist der Preis in der Zwischenzeit gestiegen, macht er einen Verlust.

Komplexe Mechanismen, riskantes Spiel

Hierin liegt auch das hohe Risiko des Short-Tradings. Während beim Kauf einer Aktie der maximale Verlust den Kaufpreis nicht übersteigen kann – eine Aktie kann nicht weniger als gar nichts wert sein – muss sich der Leerverkäufer den Basiswert bis zum definierten Zeitpunkt wortwörtlich um jeden Preis beschaffen. Theoretisch kann der Kurs unbegrenzt hoch ansteigen und der Verkäufer hat keine Möglichkeit, sich vor dem Kauf des Wertes zu drücken. Damit können sich die Verluste in vorher nicht einschätzbare Dimensionen bewegen. 

Vorsichtig bleiben!

Die Möglichkeit, von fallenden Aktienkursen zu profitieren, ist verlockend. Und eigentlich klingt es auch gar nicht so schwer. Es sei an dieser Stelle aber gesagt, dass Leerverkäufe nichts für Börseneinsteiger sind. Es gehören Investitionserfahrung, eine grosse Risikofreudigkeit und das Wissen um die hohen Verlustmöglichkeiten, die das eingesetzte Geld teilweise weit übersteigen können, dazu.

Informieren Sie sich also gut, bevor Sie sich fürs Short-Trading entscheiden und nutzen Sie ausschliesslich Spekulationsmöglichkeiten, die Sie vollständig verstanden haben – dann können auch Sie von fallenden Kursen profitieren.